Ihn kennt wohl fast jeder und kann ihn mitsummen: den Cancan aus Jacques Offenbachs Operette »Orpheus in der Unterwelt«. Ein schneller Tanz, der aus Frankreich stammt und noch heute im Moulin Rouge aufgeführt wird. Er entsprang um 1830 aus dem Chahut, einem improvisierten Tanz. Seitdem steht er für Erotik, Rebellion und Wildheit, für Frauen, die ihre Beine und Röcke hochwerfen, wodurch der ein oder andere Blick gewährt wird. Dadurch wird der Tanz auch politisch: der mit ihm einhergehenden Emanzipation und Freizügigkeit wurde mit Verboten begegnet.
Der Cancan ist zügellos, schrill, anrüchig, wild und laut und wohl kaum jemand kann sich diesem temperamentvollen Tanz entziehen!
Mirko Mahr, Choreographie
Denkt man also an den Cancan, erscheinen in jedem Kopf vermutlich nicht nur solche Bilder mit ausgelassener Stimmung, den fliegenden Röcken und Beinwürfen, sondern erklingt auch sofort dazu bei jedem wohl die berühmte Melodie, die Offenbach 1858 für seine erste abendfüllende Operette »Orpheus in der Unterwelt« komponierte.
Offenbach lebte seit 1833 bis auf wenige Unterbrechungen in der blühenden Metropole Paris, sog das Kultur- und Nachtleben auf und ließ sich davon inspirieren. Pünktlich zur Weltausstellung konnte er 1855 sein eigenes Theater eröffnen: das Théâtre des Bouffes-Parisiens. Eine Auflage verbot ihm jedoch, Stücke mit mehr als vier Darstellenden zu spielen, sodass zunächst vor allem kleinere Einakter aufgeführt wurden, die erstmals den Genrebegriff »Operette«, also »kleine Oper«, trugen. Als sich 1858 die Bestimmung änderte, konnte Offenbach endlich seine schon lange geplante gesellschaftskritische Orpheus-Parodie auf die Bühne bringen, aus der vor allem besagter Cancan heute noch berühmt ist. Dieser Cancan erklingt als »Höllen-Galopp« im letzten Akt bei einer Party in der Unterwelt und steht für eine befreite Gesellschaft und Liebe: Orpheus muss nicht seine verhasste Ehefrau zurücknehmen und Eurydike darf – ebenso befreit von jenem – als Anhängerin von Bacchus weiterleben. Happy End trotz veränderter Mythologie, und alle feiern diese Befreiung mit dem Cancan!
Was zeichnet den Tanz darüber hinaus noch aus und wie kann man heute damit in einer Inszenierung umgehen? Wir haben unser Regieteam dazu befragt:

Mirko Mahr, Choreographie
»Die Regisseurin Maria Viktoria Linke und ich wollen ›Orpheus in der Unterwelt‹ ein wenig auffrischen und zum Teil auch mit typischen Sehgewohnheiten brechen. Der Cancan ist zügellos, schrill, anrüchig, wild und laut und wohl kaum jemand kann sich diesem temperamentvollen Tanz entziehen! Auch hier versuchen wir, das Traditionelle etwas aufzubrechen und in eine neue Form zu bringen. Der ›Galop infernal‹ (Höllengalopp) wird in einem atemberaubenden Tempo daherkommen und hoffentlich nichts von seinem Kultstatus verlieren.«

Annika Lu, Bühne und Kostüme
»Ich finde es toll, mit einem so berühmten Tanz wie dem Cancan kostümlich umzugehen. Einerseits erkenne ich hinter dem Tanz, bei dem man den Frauen unter die Röcke schaut, ein veraltetes Frauenbild, welches ich so nicht reproduzieren möchte, andererseits sehe ich diese große Tradition dahinter, die auch die tollen Cancan-Röcke beinhaltet. Unsere Röcke wurden aufwändig von den Kostümwerkstätten hergestellt – jedoch fehlt alles andere, was den Cancan kostümlich ausmacht: Kopfschmuck, Schminke, Strumpfbänder, Schuhe. Ich verwende den Rock, der bei uns auch von Herren getragen wird, also eher als ein Zitat des Cancan.«

Michael Nündel, Musikalische Leitung
»Diese eingängige und mit ihren ständigen Durtonleitern auch simple Melodie hat eine eingebaute Ohrwurm-Garantie, aber auch die zahlreichen zündenden anderen Einfälle der Partitur stehen dem Cancan in Nichts nach, viele Couplets oder Ballettmusiken könnten genauso auf dem Nachhauseweg gepfiffen werden … Versuchen Sie es doch mal – Cancan kann jeder!«
- Premiere
Orpheus in der Unterwelt
Musikalische Komödie Sat 24.05.2025 | 19:00 | Musikalische KomödieEinführung 30 Min. vor Vorstellungsbeginn im Venussaal.
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